Das Wetter ist etwas bewölkt bei ca. 17°, als wir uns im Gewächshaus der SoLawi zum Einstieg getroffen haben. Wir, das waren Rosa, die das ganze organisiert und uns angeleitet hat, C., M. und ich. Nach kurzer Einweisung und Vorstellungsrunde, was wir erwarten und warum wir mitmachen, sind wir ca. 3km Richtung Ochsenhausen an den Waldparkplatz gefahren.
Zu Beginn des Waldweges hat Rosa, markiert durch einen dicken Ast, eine Schwelle auf dem Weg symbolisiert. Beim Überschreiten sollten wir uns bewusst vom Alltag verabschieden und Eintauchen in einen anderen Raum. Danach war jeder eingeladen, in seinem eigene Tempo, schweigend und beobachtend, bis zur nächsten Wegkreuzung zu gehen. Hier angekommen, durfte jeder kurz berichten, was er gesehen, gefühlt und gehört hatte. Es ist immer wieder bereichernd, nicht nur seine eigenen Empfindungen in Worte zu fassen, sondern auch offen zu sein, für die Erfahrungen der Anderen.
Nach einem kurzen Stück weiter in Richtung Roter Weiher haben wir uns abseits des Weges auf einer Lichtung eingefunden. Inzwischen waren die Wolken gänzlich verschwunden und die Sonne strahlte wunderbar zwischen die Bäume. Ein bemerkenswertes Wechselspiel zwischen Licht und Schatten, Hell und Dunkel.
Nun begann, nach einer kurzen Einführung, der einprägsamste Teil. Wir haben uns paarweise zusammengetan und einer durfte die Augen schließen und der andere ihn führen. Eine absolut tolle Erfahrung als Blinder nur durch Fühlen und Tasten weiterzugehen. Aber auch der Führende musste sich der Geschwindigkeit des Blinden anpassen und in weiser Voraus-Sicht (hier im wahrsten Sinne des Wortes) Acht geben, dass der andere nicht stolpert oder einen Ast ins Gesicht bekam.
Nach einer längeren Wegstrecke, teilweise auch durch den Wald, haben wir dann gewechselt. Auf jeden Fall für alle ein ganz intensives Erleben. Abhängigkeit und Vertrauen ebenso wie Führen und Verantwortung. Nach erneutem Austausch wurden wir dann aufgefordert, seinem Herzen folgend, sich seinen Platz oder seinen Weg zu suchen. Nach einer halben Stunde wollten wir uns auf den Käuzchenruf von Rosa wieder an gleicher Stelle einfinden. Jeder tat das, was ihm in dem Moment am Besten erschien. In der Sonne im Laub liegend, an einen Baum gelehnt, oder am Wasser sitzen. Jeder hatte seinen Ort gefunden. Nach kurzem Erzählen von dem Erlebten, machten wir uns langsam auf den Rückweg Richtung Parkplatz, wobei wir wieder in anderer Zusammenstellung den Weg mit geschlossenen Augen zurücklegten.
Insgesamt waren diese gemeinsamen Stunden im Wald geprägt durch sehr große Achtsamkeit gepaart mit bewusstem Gebrauch aller Sinne. Und manch erklärendes Wort hat uns neue Räume erschlossen. Wie zu Anfang haben wir auch zum Schluss ganz bewusst dieses Erleben beendet, indem wir wieder über die Schwelle schritten.
Wir waren uns einig, so ein „Waldbad“ auf jeden Fall wieder zu machen!
Erfahrungsbericht „Waldbaden“ am 11.04.21 von Claudia W.